Weltgeld – Hutgut

Heine II


2024-07-14

Tag 13 – nach Rübeland

Heinrich 1824: 
Von beiden Seiten steigen ungeheure Berge in die Höhe, verwunderliche Felsen, an denen man kleine Hölenoeffnungen gewahrt, die vom Volke Zwerglöcher genannt werden und zur Zeit der Hunnen den Bewohnern dieser Gegend zum Zufluchtsort gedient haben sollen. Mitten durch dieses Bergthal fließt die Bode, ein breites mürrisches Wasser, das unwillig braust wenn es sich hier und da bequemen muß über hohe Steine stürzend und steigend seinen Weg zu nehmen.
Längst der Bode ziehn sich die rusigen Häuser von Rübeland, einem Dorfe, das meistens von Eisenarbeitern bewohnt wird. Die dunkeln Schmiedegesichter schauen aus den niedern Fen-
stern, die Rauchwolgen ziehen aus den Thüren, die Hämmer schmettern, der Ambos dröhnt und die Bode rauscht. Es sind zwey große Hölen in dieser Gegend zu sehen, die Baumannshöle und die Bielhöle. Man sagte uns die
erstere sey nicht so gut zu befahren wie die andre. Ich wußte jetzt was fahren heißt und bewog meine Freunde vorzugsweise die Bielshöle mit unserem Besuche zu beehren. Der Aufseher derselben wohnt am rechten Ufer der Bode, bey ihm zogen wir Bergmannsjacken an, und er geleitete uns über die Brücke nach dem Bielsberge, der am linken Ufer liegt. Der Berg soll seinen Namen haben von dem altdeutschen Götzen Biel, der hier verehrt worden sey. Ich weiß nichts von einem solchen Biel. Vielleicht war es Bileam. Ja vielleicht war es gar sein Esel, dessen hochwohlgeborne Nachkommen noch bis auf heutigem Tage in Deutschland verehrt.

ThomasMB - 09:51:23 | 2 Kommentare